Haltung ist ein umfassendes Thema und bedarf des vorsichtigen Umgangs. Flüchtig, ohne klare Konturen oder genau definierte Substanz entzieht sie sich allen Definitonen. Sie agiert im Schatten der Bewegung. Der Verstand kann sie nicht ergreifen. Und doch ist sie ohne Zwiefel das zentrale Thema des aufrechten Menschen. Gesundheit, Beweglichkeit und Selbsvertrauen hängen ab von ihr. Sie entscheidet über Freundschaft oder Feindschaft mit einer Kraft, die weit davon entfernt verstanden zu sein, das Leben auf dem Planeten Erde ermöglicht. Wer von der Schwerkraft unterstützt wird hat es leicht. Im Konflikt mit ihr hat man es schwer.
Die Abhängigkeit angemessener Haltung und gesichterten Gleichgewichts ist im Körper des Menschen leicht zu erkennen. Beim Laufen ist sein Gewicht gleichmäßig verteilt und ruht auf der Mitte des Fußes. Beim Sitzen balanciert er auf den Gesäßknochen. Die Haltungen des Pferdes kennen keines dieser statischen und/oder energetischen Elemente. Noch kommt das Pferd den Privilegien des menschlichen Körpers auch nur nahe. Von allen lebenden Wesen weist der Mensch die grösste Bewegungsfreiheit und das beste Bewegungspotential vor. Sein Gleichgewichtssinn informiert ihn jederzeit über die derzeitige Position im Feld der Schwerkraft. In der Bewegung dirigiert ihn ein Reflex immer in die aufrechte Haltung zurück.
Das Gewicht des Pferdes hingegen ruht auf der Vorhand. Zwei Vorderbeine unterstützen es beim grasen, im Schritt und im Stillstand. Die Gewichtsverteilung verändert sich in dem Augenblick, in dem es Gefahr verspürt oder sonst einen Grund sieht den Standort zu wechseln. Dann hebt sich der Kopf und das Gewicht verschiebt sich auf die Hinterhand. Beudant teilt dementsprechend die Hände des Reiters der Vorhand und seine Beine der Hinterhand zu und macht folgenden Vorschlag, "Da nur das Pferd Meister seiner selbst sein kann, muss sein Haltung unter dem Sattel der Haltung genau entsprechen, die es selbst auch wählt würde, um alle Anweisungen des Reiters auszuführen".
Haltung und Gleichgewicht des aufrechten menschlichen und des horizontal gelagerten Pferdkörpers können auch dann nicht konkurieren, wenn das Pferd sich auf die Hinterbeine stellt. Die Aufrichtigkeit des Menschen deutet eine statische aber auch eine moralische Komponente an. Das Pferde jedoch, und seine vielfältig geformter Körper ist von dualer Natur. In der Herde spricht es die Sprache der Herde. Auf die Berührung seiner Haut hin ergibt es sich dem Menschen. Und trotzdem fördert richtige Haltung sowohl im Menschen wie im Pferd Bewusstheit und einen verbesserten Sinn für die Umwelt. Sie kennzeichnet die Leistungsbereitschaft.
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