Wenn von der Haltung des Reiters die Rede ist, wird zumeist an den traditionellen aufrechten Sitz gedacht. Diesem Gedanken fehlt jedoch ein historischer Zusammenhang. Denn seit im späten 19. Jahrhundert der italienische Offizier Frederico Caprilli den Vorwärtssitz entdeckte, ist der aufrechte Sitz aus der Mode.
Viele halten ihn heute für regelrecht altmodisch. Caprilli hat die Weltgemeinschaft der Reiter so sehr von den Vorzügen seiner ganz anderen Art das schnellere moderne Pferd zu reiten überzeugt, dass bis auf den Tag zum Beispiel im Springen und in den Rennen der aufrechte Sitz nicht mehr praktiziert wird. Viele Reiter halten ihn für völlig überflüssig. Viele beherrschen ihn nicht und können ihn demzufolge auch nicht unterrichten.
Erwägt man den weitverbreiteten Verlust des klassischen aufrechten Reitersitzes und die relative Unbekanntheit von Caprillis Arbeit mag man sich fragen, wie Reiter denn ihre Pferde heute reiten. Gehäufte Unfälle wie weitverbreitete Angst bestätigen den Niedergang der Reiterei, der auch bei der Beobachtung täglicher Ausbildungsarbeit fest zu machen ist.
Der Mensch hat die Beziehung zum Pferd verloren. Er kann nicht mehr mit ihm kommunizieren; weder vom Sattel, noch vom Boden. Die im Verhältnis zur Weltbevölkerung verschwindend geringe Anzahl, die es doch kann, ist fast wie der Beweis dafür. Reiten ist ein Synonym für Pannen und Unfälle, Angst und Frustration geworden. Keine bewährten Ausbildungsstätten stehen einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Traditionen sind verloren. Die Reiterei ist Gegenstand obskurer Manipulationen und schwindender Reputation.
Geblieben ist die Liebenswürdigkeit des Pferdes. Und Momente des Glücks für jeden, der das Pferd entprechend der zwei Aspekte seiner Natur und der Veränderungen, die das moderne Pferd charakterisieren, mit Verständnis und Aufrichtigkeit anspricht.
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